Humanitäre Hilfe Uganda: Ein Junge wäscht sich seine Hände unter Wassertank.
Kinder weltweit

Humanitäre Hilfe – was ist das eigentlich?

UNICEF leistet überall auf der Welt humanitäre Hilfe. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Begriff? Wir erklären es Ihnen.


von Stefanie Hack

Humanitäre Hilfe rettet Leben

Als die Erde in Myanmar an einem Freitagmorgen im März bebte, änderte sich das Leben Hundertausender Kinder und ihrer Familien innerhalb von Minuten. Ein schweres Erdbeben erschütterte das Land, ließ Häuser einstürzen, zerstörte Infrastruktur und machte Tausende Menschen obdachlos.

Innerhalb weniger Stunden war UNICEF vor Ort und leistete humanitäre Hilfe: Unsere Kolleg*innen versorgten die betroffenen Familien mit wichtigen Hilfsgütern, darunter Trinkwasser, Zelte, Medikamente. Auch richteten sie sichere Orte für Kinder ein, an denen sie psychosoziale Hilfe bekamen. Nach Erdbeben oder anderen, schweren Naturkatastrophen zählt oft jede Minute, um Menschen mit lebensrettender Hilfe zu erreichen.

Humanitäre Hilfe in Myanmar: UNICEF versorgt Betroffene mit Trinkwasser.

An einer Verteilstelle erhalten Familien sauberes Wasser. Nach dem Erdbeben in Myanmar war die Strom-und Wasserversorgung in vielen Orten unterbrochen.

© UNICEF/UNI776467/Htet

Humanitäre Hilfe erreicht Menschen nicht nur nach Naturkatastrophen, sondern auch in anderen Notsituationen, wie zum Beispiel in Kriegsgebieten. Im Gazastreifen, in der Ukraine oder dem Sudan mangelt es Hunderttausenden Kindern aufgrund schwerer Gewalt, Zerstörung von wichtiger Infrastruktur und fehlender Versorgung an ganz grundlegenden Dingen wie Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten. UNICEF ist in all diesen Regionen im Einsatz und versorgt Kinder trotz großer Herausforderungen mit lebensrettender Hilfe.

Angesichts anhaltender Krisen steigen die humanitären Bedarfe weltweit. In Krisen, Konflikten oder bei Naturkatastrophen sind es stets Kinder, die besonders unter den Auswirkungen leiden. Laut UNICEF sind 2025 etwa 200 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Humanitäre Hilfe in Gaza: Asmas Oberarm wird mit einem Maßband gemessen

Die einjähirge Asmaa aus dem Gazastreifen wird auf Mangelernährung untersucht. Der Krieg hat zu einer schweren Hungerkrise geführt und Hunderttausende Menschen haben kaum Zugang zu Lebensmitteln.

© UNICEF/UNI804918/El Baba

Was ist das Ziel humanitärer Hilfe?

Das Ziel humanitärer Hilfe ist es, Leben zu retten, Leiden zu lindern und die Rechte der auf Hilfe angewiesenen Menschen zu schützen, wo immer sie sich in einer akuten Notlage befinden, die sie nicht selbst bewältigen können.

Humanitäre Not entsteht zum Beispiel durch bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen oder Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Die humanitären Helfer*innen von Hilfsorganisationen sind in diesen Fällen vor Ort und versorgen Betroffene zum Beispiel mit Trinkwasser und Lebensmitteln oder stellen medizinische Hilfe bereit.

Was sind die 4 Prinzipien humanitärer Hilfe?

1. Prinzip: Menschlichkeit

Menschliches Leid muss verhindert werden, wo immer es auftritt. Alle Mädchen, Jungen, Frauen und Männer jeden Alters müssen menschenwürdig behandelt werden und jedes gefährdete Kind unterstützt und geschützt werden.

2. Prinzip: Unparteilichkeit

Hilfe wird auf der Grundlage von Bedürftigkeit und ohne Diskriminierung aufgrund von Nationalität, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Behinderung, religiöser Überzeugung, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, politischer oder sonstiger Überzeugungen geleistet.

3. Prinzip: Neutralität

Es darf keine Beteiligung an Kontroversen politischer, rassistischer, religiöser oder ideologischer Art stattfinden oder Partei ergriffen werden.

4. Prinzip: Unabhängigkeit

Humanitäre Ziele sind unabhängig von politischen, militärischen und wirtschaftlichen oder sonstigen Zielen. Der einzige legitime Zweck der humanitären Hilfe ist es, Leben zu retten und Leiden zu lindern.

Humanitäre Hilfe in Mali

In ihrer täglichen Arbeit orientieren sich die UNICEF-Mitarbeiter*innen an den humanitären Grundprinzipien und den Kernverpflichtungen für Kinder von UNICEF.

© UNICEF/UNI554800/Keïta

Anknüpfend an die globalen humanitären Prinzipien und weitere humanitäre Normen und Standards hat UNICEF 1998 die Kernverpflichtungen für Kinder bei humanitären Maßnahmen "Core Commitments for Children in Humanitarian Action" (in englischer Sprache) formuliert. Diese legen Verpflichtungen und Maßstäbe fest, anhand derer UNICEF für die Reichweite, Qualität und Gerechtigkeit seiner humanitären Maßnahmen und seines Engagements Verantwortung übernimmt.

Darüber hinaus dienen die Verpflichtungen allen Beteiligten als Leitfaden zur Achtung der Rechte von Kindern in humanitären Notlagen. Sie orientieren sich an der UN-Kinderrechtskonvention und gelten in allen Ländern, Gebieten und Regionen und für alle Kinder, die von humanitären Krisen betroffen sind.

Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit

UNICEF hat ein duales Mandat: Wir leisten sowohl akute humanitäre Nothilfe als auch Entwicklungszusammenarbeit. Entwicklungszusammenarbeit zielt auf die langfristige und nachhaltige Verbesserung von wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnissen ab. Außerdem soll Krisen und gewalttätigen Konflikten vorgebeugt werden. Durch ein globales Netzwerk ist UNICEF in der Regel vor, während und nach humanitären Krisen und Katastrophen in den Ländern tätig.

UNICEF unterstützt mit humanitären Maßnahmen unabhängig von der Art der Krise: bei plötzlich auftretenden oder langanhaltenden Notsituationen, Naturkatastrophen, Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, komplexen Notlagen, bewaffneten Konflikten oder Kriegen. Die humanitäre Arbeit von UNICEF zielt auch darauf ab, sich mit zugrundeliegenden Risiken und Ursachen der Anfälligkeit für Katastrophen und Konflikte zu befassen, um zum Beispiel die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Gemeinschaften zu stärken.

UNICEF setzt sich für eine wirksame Verknüpfung seiner humanitären Maßnahmen und der Entwicklungszusammenarbeit ein. Ein Beispiel dafür ist die Sanierung und Verbesserung von Wasser-und Abwassersystemen, die gefährdeten Haushalten sowohl in einer unmittelbaren Krisensituation, wie beispielsweise einer Naturkatastrophe, als auch längerfristig dient.

Welche Bereiche umfasst humanitäre Hilfe?

Die humanitäre Hilfe umfasst Bereiche wie Ernährung, Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), Gesundheit, Kinderschutz und Bildung. 2005 wurde der sogenannte Cluster-Ansatz eingeführt. Mithilfe dieses Ansatzes soll die Nothilfe durch eine bessere Vorhersehbarkeit sowie eine stärkere Partnerschaft und Koordination in der Zusammenarbeit humanitärer Organisationen verbessert werden. UNICEF hat die Leitung der Cluster Ernährung, WASH und die Co-Leitung für Bildung übernommen.

Beispiele humanitärer Hilfe: Ernährung

Humanitäre Krisen sind häufig durch einen eingeschränkten Zugang zu nahrhaften, sicheren und erschwinglichen Lebensmitteln gekennzeichnet. Am stärksten sind Kinder, Jugendliche und Frauen von den Folgen betroffen. Insbesondere schwere akute Mangelernährung und andere Formen von Mangelernährung stellen in Notsituationen eine unmittelbare Bedrohung für das Leben der Kinder dar. Gleichzeitig sind auch körperliche Unterentwicklung und der Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen weit verbreitet, was verheerende Auswirkungen auf das körperliche Wachstum und das kognitive Potenzial der Kinder hat, die noch lange nach der Krise anhalten.

Humanitäre Hilfe im Sudan: Ein Mädchen bekommt Erdnusspaste

In Nord-Darfur, eine Region im Sudan, die besonders stark vom Krieg betroffen ist, isst ein Mädchen nahrhafte Erdnusspaste. Sie ist mangelernährt, weil es an Nahrungsmitteln fehlt.

© UNICEF/UNI789976/Jamal

Welche Hilfe leistet UNICEF im Bereich Ernährung?

UNICEF begegnet Ernährungskrisen sowohl unmittelbar als auch mittel- und langfristig. Hier einige Beispiele unserer Hilfsmaßnahmen:

  • UNICEF versorgt mangelernährte Kinder in Notsituationen mit therapeutischer Nahrung (ready-to-use therapeutic food, RUTF), Spezialmilch oder eiweißreichen Keksen. Ausgebildete Gesundheitshelfer*innen kontrollieren das Wachstum der Mädchen und Jungen, um den Erfolg der Hilfe zu überprüfen.
  • Mütter werden zu gesunder Ernährung beraten und erfahren, was Kinder für eine gute Entwicklung brauchen. Freiwillige Helfer*innen erklären den Müttern, wie sie stillen, die richtige Beikost geben oder nahrhaftes Gemüse anbauen können.
  • Regierungen werden von UNICEF auch schon bei der Vorbereitung auf Ernährungsnotfälle unterstützt, indem Risiken identifiziert und die Reaktionsfähigkeit gestärkt werden.
  • UNICEF stärkt die globalen und nationalen Ernährungsinformationssysteme, um sich auf humanitäre Krisen vorzubereiten und darauf zu reagieren, und hilft Ländern, Daten zu sammeln und zu nutzen, um gezielter Entscheidungen treffen zu können.

Beispiele humanitärer Hilfe: "WASH" (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene)

Die Folgen von unsauberem Wasser, mangelhaften sanitären Einrichtungen und unzureichender Hygiene können für Kinder tödlich sein. Wasser- und Abwassersysteme sind vor allem in Zeiten von Konflikten oft anfällig für Angriffe. Ohne Trinkwasser oder angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen sind Kinder – insbesondere diejenigen, die bereits an Mangelernährung oder einem geschwächten Immunsystem leiden – noch anfälliger für Krankheiten. Eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern ist Durchfall. Jeden Tag sterben mehr als 1.200 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen, unter anderem weil es an geeigneten WASH-Diensten mangelt.

Humanitäre Hilfe in Pakistan

In einem Dorf im Südosten Pakistans hat UNICEF eine Wasserpumpe installiert.

© UNICEF/UNI497568/Ahmed

Welche Hilfe leistet UNICEF im Bereich WASH?

Auch im Bereich Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene setzt UNICEF kurz- und langfristige Maßnahmen um:

  • UNICEF installiert Wassertanks und -pumpen, bereitet Leitungswasser auf, repariert kaputte Wasserversorgungs- und Abwassersysteme, bohrt Brunnen und baut Toiletten und Waschräume.
  • Helfer*innen verteilen wichtige Hygieneartikel, wie zum Beispiel Seife, Waschmittel oder Zahnpasta und klären über Hygienemaßnahmen auf.
  • Vor Ort werden Flaschen mit einem wasserreinigenden Mittel verteilt, das Keime im Wasser abtötet. So sorgt UNICEF für sauberes Trinkwasser, damit sich Kinder nicht mit gefährlichen Krankheiten anstecken.
  • UNICEF arbeitet daran, den WASH-Sektor insgesamt zu stärken. Beispielsweise, indem wir uns für bezahlbare Infrastruktur einsetzen oder durch öffentlich-private Partnerschaften, die Gemeinden stärken, damit sie schneller auf Krisen reagieren können.

Erfolge der humanitären Hilfe von UNICEF 2024

Auch und gerade weil die globalen Herausforderungen zunehmen, setzen sich unsere Kolleg*innen jeden Tag weltweit für Kinder und die Gemeinden, in denen sie leben, ein. 2024 leistete UNICEF in 448 neuen oder anhaltenden Krisen in 104 Ländern humanitäre Hilfe.

  • 33 Mio.
    Menschen

    wurden mit sauberem Wasser versorgt

  • 251 Mio.
    Kinder unter fünf Jahren

    wurden auf Mangelernährung untersucht und behandelt

  • 1,5 Mrd.
    Polio-Impfdosen

    wurden an 87 Länder geliefert

Die Stärken von UNICEF sind die jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der humanitären Hilfe sowie ein großes, weltweites Netzwerk an Partnern. Dadurch ist es UNICEF möglich, bedarfsorientierte Hilfe schnell und effektiv umzusetzen.

Wie kann man humanitäre Hilfe unterstützen?

Wenn Sie selbst aktiv werden wollen, finden Sie unter www.unicef.org/careers weiterführende Informationen. Die praktische Arbeit in den Programmen wird ausschließlich von den UNICEF-Länderbüros zusammen mit den lokalen Partnern durchgeführt. Die Büros arbeiten dabei zum weitaus größten Teil mit nationalen Mitarbeitenden. Die internationalen Mitarbeiter*innen werden entweder von den jeweiligen Länderbüros direkt oder über UNICEF New York oder UNICEF Genf eingestellt.

Eine Möglichkeit, humanitäre Hilfe direkt zu unterstützen, ist eine Spende. Sie können die humanitäre Hilfe durch eine einmalige Spende unterstützen oder unsere Arbeit für Kinder langfristig und nachhaltig unterstützen, indem Sie UNICEF-Unterstützer*in werden.

Ihre Spende für die humanitäre Hilfe von UNICEF

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Autor*in Stefanie Hack

Stefanie Hack arbeitet als Redakteurin mit dem Fokus Nothilfe. Im Blog schreibt sie über die weltweite Arbeit von UNICEF und entwicklungspolitische Themen.