Uganda: Ein Junge wäscht sich seine Hände unter Wassertank.
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Humanitäre Hilfe – was ist das eigentlich?

UNICEF leistet weltweit humanitäre Hilfe. Doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff? Wir erklären es Ihnen.


von Stefanie Hack

Im vergangenen Jahr waren 274 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. In Kriegen, Krisen- und Konfliktsituationen oder bei Naturkatastrophen sind es stets Kinder, die besonders unter Gewalt, Krankheiten und Mangelernährung leiden.

Für 2023 hat UNICEF in seinem Nothilfeaufruf (auf Englisch: "Humanitarian Action for Children") zur Unterstützung der humanitären Hilfe für 173 Millionen Menschen - darunter 110 Millionen Kinder - in 155 Ländern und Gebieten aufgerufen.

Der Zweck dieses Nothilfeaufrufs besteht darin, das Bewusstsein für die Dringlichkeit einer Situation zu schärfen und Menschen, Organisationen und Regierungen aufzufordern, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um den Betroffenen in Notlagen zu helfen. Die humanitäre Hilfe, die Hilfsorganisationen leisten, kann zum Beispiel Lebensmittel, Wasser, medizinische Versorgung, Unterkünfte und viele andere essentielle Bedürfnisse umfassen.

DRC: Hilfsgüter werden aus einem Flugzeug geladen

UNICEF versorgt Kinder und ihre Familien weltweit mit Hilfsgütern. Hier werden Pakete mit Hilfsgütern zur Gesundheits-und Sanitätsversorgung in die Demokratische Republik Kongo gebracht.



© UNICEF/UNI419976/Benekire

Was bedeutet humanitäre Hilfe?

Das Ziel humanitärer Hilfe ist es, Leben zu retten, Leiden zu lindern, die Menschenwürde zu wahren und die Rechte der betroffenen Menschen zu schützen, wo immer sie sich in einer akuten Notsituation befinden, die sie nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Humanitäre Not entsteht zum Beispiel durch bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen oder Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Humanitäre Helfer*innen sind in diesen Fällen vor Ort und versorgen Betroffene zum Beispiel mit Trinkwasser, Lebensmitteln oder Hygieneartikeln und stellen medizinische Versorgung oder Unterkünfte bereit.

Humanitäre Hilfe orientiert sich an vier Kernprinzipien:

Menschlichkeit

Menschliches Leid muss verhindert werden, wo immer es auftritt. Alle Mädchen, Jungen, Frauen und Männer jeden Alters müssen menschenwürdig behandelt werden und jedes gefährdete Kind unterstützt und geschützt werden.

Unparteilichkeit

Hilfe wird auf der Grundlage von Bedürftigkeit und ohne Diskriminierung aufgrund von Nationalität, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Behinderung, religiöser Überzeugung, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, politischer oder sonstiger Überzeugungen geleistet.

Neutralität

Es darf keine Beteiligung an Kontroversen politischer, rassistischer, religiöser oder ideologischer Art stattfinden oder Partei ergriffen werden.

Unabhängigkeit

Humanitäre Ziele sind unabhängig von politischen, militärischen und wirtschaftlichen oder sonstigen Zielen. Der einzige legitime Zweck der humanitären Hilfe ist es, Leben zu retten und Leiden zu lindern.

Äthiopien: Ein kleiner Junge auf dem Arm seiner Mutter lächelt einen Mann an.

In ihrer täglichen Arbeit orientieren sich die UNICEF Helfer*innen an den humanitären Prinzipien und den Kernverpflichtungen für Kinder von UNICEF (Core Commitments for Children in Humanitarian Action).

© UNICEF/UN0539225/Leul Kinfu

Anknüpfend an die globalen humanitären Prinzipien und weitere globale humanitäre Normen und Standards hat UNICEF 1998 die Kernverpflichtungen für Kinder bei humanitären Maßnahmen "Core Commitments for Children in Humanitarian Action" (in englischer Sprache) formuliert. Diese legen Verpflichtungen und Maßstäbe fest, anhand derer UNICEF für die Reichweite, Qualität und Gerechtigkeit seiner humanitären Maßnahmen und seines Engagements Verantwortung übernimmt.

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Humanitäre Hilfe – Helfer*innen weltweit im Einsatz

Darüber hinaus dienen die Verpflichtungen allen Beteiligten als Leitfaden zur Achtung der Rechte von Kindern in humanitären Situationen. Sie orientieren sich an der UN-Kinderrechtskonvention und gelten in allen Ländern, Gebieten und Regionen und für alle Kinder, die von humanitären Krisen betroffen sind.

Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit

UNICEF hat ein duales Mandat: Wir leisten sowohl akute humanitäre Nothilfe als auch mittel- und langfristige Entwicklungszusammenarbeit. Entwicklungszusammenarbeit zielt auf die langfristige und nachhaltige Verbesserung von wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und politischen Verhältnissen ab. Außerdem soll Krisen und gewalttätigen Konflikten vorgebeugt werden. Durch ein globales Netzwerk ist UNICEF in der Regel vor, während und nach Krisen und Katastrophen in den Ländern tätig.

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Wie UNICEF-Hilfsgüter von A nach B kommen

UNICEF unterstützt mit humanitären Maßnahmen unabhängig von der Art der Krise: bei plötzlich auftretenden oder langanhaltenden Notsituationen, Naturkatastrophen, Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, komplexen Notlagen, bewaffneten Konflikten oder Kriegen. Die humanitäre Arbeit von UNICEF zielt auch darauf ab, sich mit zugrundliegenden Risiken und Ursachen der Anfälligkeit für Katastrophen und Konflikte zu befassen, um zum Beispiel die Widerstandsfähigkeit gefährdeter Gemeinschaften zu stärken.

UNICEF setzt sich für eine wirksame Verknüpfung seiner humanitären Maßnahmen mit der Entwicklungszusammenarbeit ein. Ein Beispiel dafür ist die Sanierung und Verbesserung von Wasser-und Abwassersystemen, die gefährdeten Haushalten sowohl in der unmittelbaren Krisensituation als auch längerfristig dient.

Bereiche humanitärer Hilfe

Die humanitäre Hilfe umfasst Bereiche wie Ernährung, Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), Gesundheit, Kinderschutz und Bildung. 2005 wurde der sogenannte Cluster-Ansatz eingeführt. Mithilfe dieses Ansatzes soll die Nothilfe durch eine bessere Vorhersehbarkeit sowie eine stärkere Partnerschaft und Koordination in der Zusammenarbeit humanitärer Organisationen verbessert werden. UNICEF hat die Leitung der Cluster Ernährung, WASH und die Co-Leitung für Bildung übernommen.

Beispiel humanitärer Hilfe im Bereich Ernährung

Humanitäre Krisen sind häufig durch einen eingeschränkten Zugang zu nahrhaften, sicheren und erschwinglichen Lebensmitteln gekennzeichnet. Am stärksten sind Kinder, Jugendliche und Frauen von den Folgen betroffen. Insbesondere schwere akute Mangelernährung und andere Formen akuter Mangelernährung stellen in Notsituationen eine unmittelbare Bedrohung für das Leben der Kinder dar. Gleichzeitig sind auch körperliche Unterentwicklung und der Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen weit verbreitet, was verheerende Auswirkungen auf das körperliche Wachstum und das kognitive Potenzial der Kinder hat, die noch lange nach der Krise anhalten.

Somalia: Ein Kind auf dem Arm seiner Mutter wird mit Erdnusspaste gefüttert

Die kleine Ubah aus Somalia wird mit hoch wirksamer Erdnusspaste gefüttert. UNICEF versorgt mangelernährte Kinder mit Medikamenten und therapeutischer Zusatznahrung.

© UNICEF/UN0644320/Fazel
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8 Beispiele, wie UNICEF Kinder vor Mangelernährung schützt

Was tut UNICEF?

UNICEF begegnet Ernährungskrisen unmittelbar als auch mittel- und langfristig. Hier einige Beispiele:

  • UNICEF versorgt mangelernährte Kinder in Notsituationen mit therapeutischer Nahrung (ready-to-use therapeutic food, RUTF), Spezialmilch oder eiweißreichen Keksen. Ausgebildete Gesundheitshelfer*innen kontrollieren das Wachstum der Mädchen und Jungen, um den Erfolg der Hilfe zu überprüfen.
  • Mütter werden über gesunde Ernährung aufgeklärt und erfahren, was Kinder für eine gute Entwicklung brauchen. Freiwillige Helfer*innen erklären den Müttern, wie sie stillen, die richtige Beikost geben oder nahrhaftes Gemüse anbauen können.
  • Regierungen werden von UNICEF auch schon bei der Vorbereitung auf Ernährungsnotfälle unterstüzt, indem Risiken identifiziert und die Reaktionsfähigkeit gestärkt werden.
  • UNICEF stärkt die globalen und nationalen Ernährungsinformationssysteme, um sich auf humanitäre Krisen vorzubereiten und darauf zu reagieren, und hilft den Ländern, Daten zu sammeln und zu nutzen, um Entscheidungen zu treffen.
Info

Hätten Sie es gewusst? Seit Anfang der 1970er Jahre sucht UNICEF nach einem Mittel gegen das gefährliche Austrocknen bei schwerem Durchfall. Eine Mischung aus Salzen und Glukose ermöglicht es schließlich, erkrankten Kindern rasch wieder Flüssigkeit zuzuführen. Die orale Rehydratationstherapie ist geboren – laut der britischen Zeitschrift »The Lancet« die »vielleicht größte Erfindung des 20. Jahrhunderts«.

Beispiel humanitärer Hilfe im Bereich "WASH" (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene)

Die Folgen von unsauberem Wasser, mangelhaften sanitären Einrichtungen und unzureichender Hygiene können für Kinder tödlich sein. Wasser- und Abwassersysteme sind vor allem in Zeiten von Konflikten oft anfällig für Angriffe. Ohne Trinkwasser oder angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen sind Kinder – insbesondere diejenigen, die bereits an Unterernährung und einem geschwächten Immunsystem leiden – noch anfälliger für Krankheiten. Über 700 Kinder unter fünf Jahren sterben jeden Tag an Durchfallerkrankungen, weil es an geeigneten WASH-Diensten mangelt.

Kenia: Ein Mädchen befüllt einen Eimer mit Wasser.

An einer Schule im Norden Kenias hat UNICEF ein solarbetriebenes Wassersystem installiert. In der Region Turkana herrscht seit drei Jahren eine schwere Dürre.


© UNICEF/UN0833676/Kidero

Was tut UNICEF?

Auch im Bereich Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene setzt UNICEF kurz- und langfristige Maßnahmen um:

  • UNICEF installiert Wassertanks und Pumpen, bereitet Leitungswasser auf, repariert kaputte Wasserversorgungs- und Abwassersysteme, bohrt Brunnen und baut Toiletten und Waschräume.
  • Helfer*innen verteilen wichtige Hygieneartikel, wie zum Beispiel Seife, Waschmittel oder Zahnpasta und klären über Hygiene auf.
Äthiopien Wassermangel: Ein UNICEF-Helfer verteilt Info-Materialien.

UNICEF-Helfer*innen gehen in die Dörfer und klären darüber auf, wie wichtig sauberes Trinkwasser und hygienische Wasserstellen sind.

© UNICEF/UN024905/Sewunet
  • Vor Ort werden Flaschen mit einem wasserreinigenden Mittel verteilt, das Keime im Wasser abtötet. So sorgt UNICEF für sauberes Trinkwasser, damit sich Kinder nicht mit gefährlichen Krankheiten anstecken.
  • UNICEF arbeitet daran, den WASH-Sektor insgesamt zu stärken. Beispielsweise durch den Einsatz für bezahlbare Infrastruktur oder durch öffentlich-private Partnerschaften, die Gemeinden stärken, damit sie schneller auf Krisen reagieren können.

Humanitäre Hilfe: UNICEF arbeitet weltweit für jedes Kind

Sudan: Eine UNICEF-Mitarbeitende sitzt mit Kindern im Kreis und singt

Bild 1 von 3 | Im Sudan spricht die UNICEF-Kinderschutzbeauftragte Nagla Mohamed mit Kindern, die durch den Konflikt im Land vertrieben wurden. UNICEF leistet psychosoziale Unterstützung für Kinder, die von Krieg, Vertreibung und traumatischen Erfahrungen betroffen sind.

© UNICEF/UNI424593/Mohamdeen
Pakistan: Ein Mädchen schreibt an eine provisorische Tafel

Bild 2 von 3 | Die 6-jährige Kanwal schreibt während des Unterrichts in einem temporären Lernzentrum in der Provinz Sindh, Pakistan an der Tafel. Nach den verheerenden Überschwemmungen hat UNICEF hunderte dieser Lernzentren in den betroffenen Gebieten errichtet. So ist der Zugang zu Bildung auch in Notsituationen gewährleistet.

© UNICEF/UN0728315/Zaidi
Irak:

Bild 3 von 3 | Falah Wadi, UNICEF-Beauftragter für Gesundheit und Ernährung, sieht in einem Krankenhaus im Irak nach dem kleinen Sekhak. UNICEF unterstützt wie hier im Irak Krankenhäuser und versorgt Mütter und Frühgeborene.



© UNICEF/UN0648678/Njiokiktjien

Erfolge der humanitären Hilfe 2022

Auch und gerade weil die globalen Herausforderungen zunehmen, setzen sich unsere Kolleg*innen jeden Tag weltweit für Kinder und die Gemeinden, in denen sie leben, ein. 2022 reagierte UNICEF in 128 Ländern auf 442 neue oder anhaltende Krisen. Die Stärke von UNICEF ist die jahrzehntelange Erfahrung in der humanitären Hilfe und auf ein großes Netzwerk an Partnern in allen Ländern zurückgreifen zu können. Dadurch ist es UNICEF möglich, Hilfe so schnell und effektiv wie möglich umzusetzen.

So konnte auch 2022 vielen Kindern geholfen werden:

  • 5,6 Mio
    Kinder

    wurden wegen schwerer Mangelernährung behandelt

  • 22 Mio
    Kinder

    wurden gegen Masern geimpft

  • 32,6 Mio
    Kinder

    erhielten Zugang zu Bildung

Wie kann man humanitäre Hilfe unterstützen?

Wenn Sie selbst aktiv werden wollen, finden Sie unter www.unicef.org/careers weiterführende Informationen. Die praktische Arbeit in den Programmen wird ausschließlich von den UNICEF Länderbüros zusammen mit den lokalen Partnern durchgeführt. Die Büros arbeiten dabei zum weitaus größten Teil mit nationalen Mitarbeitenden. Die internationalen Mitarbeiter*innen werden entweder von den jeweiligen Länderbüros direkt oder über UNICEF New York oder UNICEF Genf eingestellt.

Eine Möglichkeit, humanitäre Hilfe direkt zu unterstützen, ist eine Spende. Sie können die humanitäre Hilfe durch eine einmalige Spende unterstützen oder unsere Arbeit für Kinder langfristig und nachhaltig unterstützen, indem Sie UNICEF-Pate oder UNICEF-Patin werden. Wenn Sie den weltweiten Hilfseinsatz für Kinder unterstützen möchten, können Sie das hier direkt tun:

Ihre Spende für die humanitäre Hilfe von UNICEF

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Autor*in Stefanie Hack

Stefanie Hack schreibt im Blog über entwicklungspolitische Themen und die weltweite Arbeit von UNICEF.