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Bildung hat für viele geflüchtete und migrierte Kinder und Jugendliche größten Stellenwert

New York / Köln

Neue UNICEF-Umfrage unter mehr als 26.000 jungen Menschen

In einer aktuellen UNICEF-Umfrage anlässlich des Welttags der Jugendkompetenz sagen fast 40 Prozent der jungen Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte, dass ihre Bildung und Ausbildung für sie oberste Priorität haben. 30 Prozent sagen Beschäftigungsmöglichkeiten seien für sie das Wichtigste.

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Jordanien 2018: UNICEF unterstützt syrische und jordanische Studenten durch ein UNICEF-Stipendium bei ihrer Ausbildung.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage in 119 Ländern mit mehr als 26.000 Teilnehmer*innen, darunter fast 9.000 junge Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Die Umfrage wurde zwischen dem 6. Mai und dem 1. Juni 2021 auf der Online-Plattform U-Report von UNICEF durchgeführt.
Die Teilnehmer*innen wurden unter anderem nach ihren Lern- und -Berufsbestrebungen befragt sowie nach den konkreten Hindernissen, mit denen sie auf dem Weg in ihr Arbeitsleben konfrontiert sind – entweder aufgrund ihres Geschlechts oder ihres Aufenthaltsstatus‘. Der UNICEF-Bericht „Talent on the Move“ fasst die Umfrageergebnisse zusammen und erzählt die Geschichten von geflüchteten und migrierten Jugendlicher.

Weitere zentrale Ergebnisse der Umfrage:

  • Rund 70 Prozent der Befragten sagen, dass begrenzte finanzielle Mittel sie daran hindern, Bildungsangebote wahrzunehmen.
  • 40 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen nennen den Mangel an verfügbaren Arbeitsplätzen als größtes Hindernis, um ein eigenes Einkommen zu erzielen.
  • Die Mehrheit der jungen geflüchteten und migrierten Menschen möchte fachliche Fähigkeiten erlernen (z.B. in den Bereichen Recht, Verwaltung, Wirtschaft, Bildung), gefolgt von Sprachen und technischen Fähigkeiten.
  • Fast 90 Prozent gaben an, das Gefühl zu haben, dass sie mit ihren Meinungen, Fähigkeiten und Talenten zu ihrer Gemeinschaft beitragen können.

„Geflüchtete und migrierte Kinder und Jugendliche zeigen der Welt, dass sie große Träume und Hoffnungen für ihr Leben haben", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Doch viele können aufgrund ihres Aufenthaltsstatus oder fehlender finanzieller Mittel und Unterstützung, Lern- oder Beschäftigungsmöglichkeiten nicht wahrnehmen. Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft ihnen hilft, ihre Träume und Ambitionen zu verwirklichen, und ihnen neue Möglichkeiten eröffnet, damit sie lernen, arbeiten und sich entwickeln können.“

Potenziale junger geflüchteter und migrierter Menschen bleiben weitgehend ungenutzt

Der Bericht zeigt, dass die Talente, Ideen und der Unternehmergeist junger Menschen weitgehend ungenutzt bleiben, obwohl sie das Potenzial haben, zur Lösung einiger der größten Herausforderungen der Welt beizutragen. Dennoch haben geflüchtete, migrierte und vertriebene Jugendliche oft keine anerkannten Zeugnisse und sozialen Netzwerke oder erfahren keine Unterstützung durch Mentoren oder Gleichaltrige.

Die in dem Bericht vorgestellten Fallstudien machen deutlich, dass Millionen junger geflüchteter oder migrierter Menschen mit der richtigen Unterstützung bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten und dem Übergang in eine Erwerbstätigkeit das Potenzial haben, Innovationen und Arbeitsplätze zu schaffen und eine Stütze für die Familie und die Gesellschaft zu sein. Ihre Beispiele sind ein Aufruf zum Handeln, um ihre Talente und ihr Potenzial anzuerkennen.

Aufruf zum Handeln

Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, in Lösungen zu investieren und bestehende Ansätze auszubauen, die tragbare, flexible, personalisierte, anpassungsfähige und integrative Lern- und Verdienstmöglichkeiten für junge Menschen während ihrer Migration bieten sowie bedeutsame Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, um positive soziale Wirkung in ihrer Familie, in ihrem Freundeskreis und in ihren Gemeinden zu erzielen.

Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, in Lösungen zu investieren und bestehende Ansätze auszubauen, die tragbare, flexible, personalisierte, anpassungsfähige und integrative Lern- und Verdienstmöglichkeiten für junge Menschen während ihrer Migration bieten sowie bedeutsame Möglichkeiten für junge Menschen zu schaffen, um positive soziale Wirkung in ihrer Familie, in ihrem Freundeskreis und in ihren Gemeinden zu erzielen.
Ohne konkretes Engagement, Investitionen und geeignete Maßnahmen werden die Ziele der „Global Compacts“ zu Flucht und Migration sowie der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung für junge geflüchtete oder migrierte Menschen nicht erreicht.
UNICEF fordert Regierungen und politische Entscheidungsträger*innen dazu auf, folgende spezifische Empfehlungen anzunehmen:

Geflüchtete und migrierte junge Menschen sollten als Bereicherung und Träger*innen von Rechten anerkannt werden.

Relevantere, nachhaltigere und effektivere Bildungs- und Arbeitsmarktsysteme für junge geflüchtete oder migrierte Menschen, die ihre Rechte und ihre aktive Rolle berücksichtigen, sollten aufgebaut werden.

Es sollte sichergestellt sein, dass Bildungssysteme auf die sich verändernden Arbeitsmärkte und die Nachfrage reagieren und jungen geflüchteten oder migrierten Menschen auch die Schlüsselkompetenzen vermittelt werden, die sie für die Berufstätigkeit brauchen wie Soft Skills, kritisches Denken und Anpassungsfähigkeit.

Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten für junge geflüchtete oder migrierte Menschen sollten geschaffen und ihnen vermittelt werden - sowohl online als auch offline - und ihre Talente gezielt gefördert werden, um den Herausforderungen des lokalen Marktes zu begegnen und Förderungslücken zu schließen.

Junge geflüchtete oder migrierte Menschen sollten auf allen Ebenen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, die ihr Leben betreffen.

Partnerschaften mit jungen geflüchteten oder migrierten Menschen können dazu beitragen, eine bessere, widerstandsfähigere Welt für alle Generationen zu schaffen. Ihre Talente sollten genutzt werden, um Lösungen mitzugestalten.

Investitionen in den Aufbau von Kapazitäten und die Beteiligung von jungen geflüchteten oder migrierten Menschen sollten getätigt werden.

UNICEF Deutschland hat darüber hinaus anlässlich der Bundestagswahl ein Positionspapier mit Empfehlungen für die Politikfelder formuliert, die geflüchtete und migrierte Kinder und Jugendliche betreffen.

Service für Redaktionen

Von den derzeit 281 Millionen internationalen Migrant*innen ist jeder Fünfte ein junger Mensch, 36 Millionen sind Kinder. Weltweit sind mehr als vier von zehn vertriebenen Personen jünger als 18 Jahre. 33 Millionen Kinder leben entweder im eigenen Land oder im Ausland als Zwangsvertriebene. 2020 wurden täglich allein durch klimabedingte Katastrophen weitere 26.000 Kinder vertrieben.

» Den vollständigen englischsprachigen Report finden Sie hier.