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Erste UN-Mission seit April 2023 erreicht den Bundesstaat Khartum, Sudan / Hunger ist allgegenwärtig

Statement vom 15. März 2024 von Jill Lawler, UNICEF-Koordinatorin der UNICEF-Hilfe in Khartum, das seit Ausbruch des Krieges im April 2023 unter nahezu ständigem Beschuss steht

Genf/ Köln

Ziel unseres Besuchs in Omdurman, Khartum war es, so viel wie möglich über die Lage der Kinder elf Monate nach Beginn der Kämpfe zu erfahren und uns ein eigenes Bild von der Hilfe für Kinder zu machen, die wir mit lokalen Partnern umsetzen, zumindest in den Teilen von Omdurman, zu denen wir bisher Zugang hatten.

Sudan: Erste UN-Mission seit April 2023 erreicht den Bundesstaat Khartoum, Sudan / Hunger ist allgegenwärtig

Die 1-jährige Mawada ist mangelernährt und wird in einer Gesundheitseinrichtung untersucht.

© UNICEF/UNI492240/Mohamdeen

Im AlNau-Krankenhaus, eines der wenigen Krankenhäuser in Khartum mit einer funktionierenden und sehr überlasteten Traumaambulanz, begegneten wir zwei Jugendlichen, denen vor kurzem Gliedmaßen amputiert worden waren – zwei jungen Menschen, deren Leben sich für immer verändert hat. Der Direktor des Krankenhauses berichtete, dass allein im vergangenen Monat in diesem Krankenhaus 300 Amputationen durchgeführt wurden.

Laut der Ärzt*innen steigt die Not. Wir sahen zwei, manchmal drei Patienten, die sich ein Bett teilten. Die Erschöpfung des Gesundheitspersonals – von denen viele praktisch im Krankenhaus leben und von denen die meisten seit Monaten kein reguläres Gehalt mehr erhalten haben –, war ebenso spürbar wie die Frustration über den Mangel an Medikamenten, medizinischer Ausrüstung und Betten.

In einem anderen Krankenhaus begegneten wir mangelernährten Kindern und ihren Eltern in völliger Dunkelheit, weil es keinen Strom gab. Das Notstromaggregat war eine Woche zuvor ausgefallen, so dass das Personal im Dunkeln arbeitete und Impfstoffe, die auf eine Kühlkette angewiesen sind, auf Eis lagerten. Da wir uns den Sommermonaten nähern, wird diese Kühlalternative wegfallen.

Während unseres Besuchs erfuhren wir, dass Frauen und Mädchen, die in den ersten Kriegsmonaten vergewaltigt worden waren, jetzt ihre Babys zur Welt bringen - einige von ihnen wurden in die Obhut des Krankenhauspersonals gegeben, das in der Nähe der Entbindungsstation eine Kinderkrippe eingerichtet hat.

Wir besuchten die von UNICEF unterstützte Wasseraufbereitungsanlage in Al Manara, die als einzige von 13 Anlagen in der Region Khartum noch funktioniert und etwa 300.000 Menschen in Omdurman mit sauberem Wasser versorgt. Auch sie wurde durch die Kämpfe beschädigt und arbeitet mit einer Kapazität von nur 75 Prozent, wird aber in zwei Wochen ihren Betrieb einstellen, wenn nicht mehr Chlor zur Wasseraufbereitung geliefert werden kann.

Obwohl in der Ferne Artilleriebeschuss zu hören war, war es dort, wo wir uns aufhielten, relativ ruhig. Jedoch war die Präsenz bewaffneter Gruppierungen auf den Märkten, in den Straßen und sogar in den Krankenhäusern stark zu spüren. Wir sahen viele junge Menschen, die Waffen trugen. Es war nicht klar, wie alt sie waren, aber sie waren jung – und nicht in der Schule, da diese seit Beginn des Krieges geschlossen sind.

Hunger ist allgegenwärtig - und ist die größte Sorge, die Menschen mit uns teilten.

Zwar gibt es Lebensmittel auf dem Markt, aber sie sind für die meisten Familien nicht erschwinglich. Dies ist unter anderen auf anhaltende Stromausfälle zurückzuführen, die die Telekommunikation unterbrechen und damit die Möglichkeiten für Familien, an Bargeld zu gelangen.

In einem der Krankenhäuser begegneten wir einer jungen Mutter, deren drei Monate altes Baby schwer an Durchfall erkrankt war, weil sie sich keine Milch leisten konnte und deshalb auf Ziegenmilch zurückgegriffen hatte. Sie war nicht die Einzige. Die Zahl der akut mangelernährten Kinder steigt, und das, obwohl die schwierige Zeit zwischen den Ernten noch nicht einmal begonnen hat. Rund 3,7 Millionen Kinder im Sudan sind von akuter Mangelernährung bedroht – 730.000 von ihnen so schwer, dass sie dringend eine lebensrettende Behandlung benötigen.

Die Not der Kinder in Khartum allein ist enorm. Aber das gilt auch für die Region Darfur, die ich vergangenen Monat besuchte. Das Ausmaß der Not der Kinder im ganzen Land ist erschütternd. Der Konflikt im Sudan hat zur weltweit größten Vertreibungskrise geführt. Und einige der Kinder, die besonders schutzbedürftig sind, leben an den Orten, die am schwersten zu erreichen sind.

Unsere Forderungen sind klar:

  • Die Konfliktparteien müssen einen schnellen, dauerhaften und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe ermöglichen - sowohl über die Konfliktlinien innerhalb des Sudan als auch über die Grenzen zu den Nachbarländern des Sudan hinweg. Der Tschad ist eine wichtige Lebensader für die Menschen in Darfur, und der Zugang über seine Grenze bleibt absolut entscheidend, ebenso wie der Zugang über den Südsudan.
  • Die Konfliktparteien haben die moralische Verpflichtung und die rechtliche Verantwortung, Kinder zu schützen. Insbesondere müssen sie konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Tötung und Verstümmelung von Kindern, die Rekrutierung und den Einsatz von Kindern als Kindersoldat*innen sowie alle Formen sexualisierter Gewalt zu verhindern und zu beenden.
  • Die internationale Gemeinschaft muss bis Ende März massiv finanzielle Mittel mobilisieren, damit humanitäre Organisationen die Menschen rechtzeitig mit Hilfsgütern erreichen können, um die drohende humanitäre Katastrophe einzudämmen, die wir gerade erleben.

Wie unsere Exekutivdirektorin vergangene Woche sagte, steuert das Land auf eine Hungersnot zu. Wenn wir jetzt nicht genügend politischen Willen, Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel aufbringen, werden wir einen katastrophalen Anstieg von Todesfällen sehen.

24 Millionen Kinder im Sudan brauchen und verdienen Frieden. Sie brauchen einen Waffenstillstand. Sie brauchen eine dauerhafte politische Lösung. Sie brauchen die Chance auf eine Kindheit.

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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