© UNICEF/UNI206458/WilanderSaputra, 12 und Sisil Agustin, 12 waschen sich die Hände in ihrer Schule in Donggala, Zentralsulawesi, Indonesien.
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Welttoilettentag: Wasser und Hygiene für ein besseres Leben

Welttoilettentag das mag kurios klingen, aber dieser Tag ist einem wichtigen Thema gewidmet. Denn wenn von Toiletten die Rede ist, ist damit weit mehr gemeint als das "stille Örtchen", an dem man sein Geschäft verrichtet. Es geht um Hygiene, um sauberes Wasser und um sichere Sanitärversorgungen – also um Dinge, die für Menschen weltweit überlebenswichtig sind. 


von Stefanie Hack und Johanna Wynn Mitscherlich

In diesem Blogbeitrag schauen wir auf die Toiletten dieser Welt und erklären, warum der Welttoilettentag für die Arbeit von UNICEF und die Gesundheit aller Menschen und insbesondere von Kindern von so großer Bedeutung ist.

Was ist der internationale Tag der Toilette und wann findet er statt?

Die Vereinten Nationen haben 2013 den 19. November zum Welttoilettentag erklärt. Er soll die Tabus rund um das Thema aufbrechen. Außerdem sollte die Gewährleistung von Abwasserentsorgungen für alle Menschen zu einer globalen Entwicklungspriorität gemacht werden.

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Eine Schülerin der Fatima Al Zahra Grund- und Sekundarschule im Distrikt Khanfir, Jemen, wäscht sich ihre Hände. UNICEF hat die Toiletten der Schule instandgesetzt.

© UNICEF/UN0781524/ALfilastini

Toiletten sind essenziell für die Gesundheit von Menschen ohne Klo geht nichts! Ohne eine sichere und nachhaltige Sanitärversorgung können Kot und Urin in die Umwelt gelangen. Krankheiten wie etwa Cholera oder Darmwürmer breiten sich dann ungehindert aus. Eine Toilette ist das einfachste Mittel, um Menschen vor Krankheiten zu schützen. Toiletten können also Leben retten!

Die Versorgung mit sicheren Toiletten und sauberem Wasser ist auch im sechsten Ziel der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verankert. Demnach sollen bis 2030 alle Menschen Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung haben. Im Moment sind wir von diesem Ziel allerdings noch weit entfernt.

In diesem Jahr lautet das Motto des Welttoilettentags "Die Toilette werden wir immer brauchen". Auch wenn die Welt sich rasant verändert: Ein Klo brauchen alle Menschen – immer und überall! Dieses Jahr soll es daher vor allem um Herausforderungen gehen, die dem Ziel, dass alle Menschen Zugang zu sanitären Anlagen haben, im Wege stehen: fehlende Infrastruktur, steigender Bedarf und die Auswirkungen des Klimawandels.

Was macht UNICEF, um Kindern weltweit Zugang zu sauberen Toiletten zu ermöglichen?

Das Recht von Kindern auf Gesundheit, sauberes Trinkwasser und eine saubere und sichere Umgebung ist in der Kinderrechtskonvention (Artikel 24) verankert. Da zu einer sauberen Umgebung auch der Zugang zu Toiletten gehört, setzt sich UNICEF überall auf der Welt für den Bau von Toiletten- und Sanitäranlagen ein – unter anderem in Schulen. Außerdem klären UNICEF-Mitarbeitende weltweit über Hygienemaßnahmen, zum Beispiel richtiges Händewaschen, sowie die gesundheitlichen Folgen von offener Defäkation auf. Dieser etwas sperrige Begriff meint das Verrichten des Stuhlgangs im Freien.

Vietnam: Lam Gia Khanh zeigt die Toiletten seiner Schule.

Der zwölfjährige Lam Gia Khanh aus der Long Phu A-Grundschule in Vietnam wünscht sich neue und saubere Toiletten für seine Schule.

© UNICEF/UNI401224/Viet Hung

Ohne sauberes Trinkwasser, angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen werden vor allem Kinder schneller und häufiger krank. Gerade die Kleinsten können dann lebenswichtige Nährstoffe, die sie dringend benötigen, nicht aufnehmen. Sie verlieren durch Durchfälle und andere Erkrankungen schnell Wasser und an Gewicht. Gerade Kinder, die ohnehin schon unterernährt sind und in Ländern ohne ausreichende medizinische Versorgung leben, überleben die Krankheiten häufig nicht. Durch die Folgen von unsauberem Wasser und mangelnder Hygiene sterben jeden Tag etwa 1.000 Kinder unter fünf Jahren.

Info

Wir von UNICEF fassen all unsere Maßnahmen und Aktivitäten in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene übrigens unter dem Begriff „WASH“ (Water, Sanitation and Hygiene) zusammen.

Toiletten-Geschichten aus aller Welt

Warum Hygiene glücklich macht: Neue Toiletten für Schulen in Kambodscha

Welttoilettentag 2025: Saubere Schultoiletten in Kambodscha

Die Freundinnen Pheaktra und Chac Chin sind stolz auf die neuen Toiletten und Waschräume an ihrer Schule. Seitdem sie kein Wasser mehr vom Brunnen holen müssen und die Schüler*innen dank der sauberen Toiletten weniger krank werden, können sie sich voll und ganz auf den Unterricht konzentrieren.

© UNICEF/UNI630627/Rotzoll

Pheaktra Vuths Schulweg in der Provinz Kratie in Kambodscha ist abenteuerlich: Zu Fuß und manchmal mit einem Kanu muss sie vor allem in der Monsunzeit reißende Flüsse überqueren. Aber nicht nur der Weg in die Schule war lang und anstrengend: Bis vor kurzem mussten die etwa 100 Schüler*innen auch beim Wasserholen aus einem entlegenen Brunnen helfen. "Wir haben so viel Zeit damit verbracht, schwere Eimer voller Wasser zu füllen und zur Schule zu bringen", erinnert sich Pheaktra. "Es war wirklich hart und oft blieb kaum noch Zeit fürs Lernen."

Mit UNICEFs Hilfe hat sich das jetzt geändert. Pheaktras Schule hat jetzt neue Badezimmer, in denen Jungen und Mädchen sowie Kinder mit Beeinträchtigungen ihre eigenen, an ihre Bedürfnisse angepassten Waschmöglichkeiten haben. Hier gibt es auch Seife, sauberes Wasser und große Spiegel – ein Luxus, den die meisten Kinder nicht von Zuhause kennen. "Ich habe keinen Spiegel zuhause", sagt Pheaktra und fügt lachend hinzu: "Wenn ich mir hier in der Schule die Hände wasche, gucke ich immer, ob ich einen Pickel habe."

Pheaktras beste Freundin Chac Chin ist begeistert von den positiven Veränderungen, die die neuen Toiletten für die Schulkinder bedeuten: "Wir sind viel seltener krank. Früher waren die Toiletten dreckig und wir hatten keine Seife. Jetzt können wir uns aufs Lernen und Spielen konzentrieren und bleiben gesund."

Die neuen Toiletten sind ein wichtiges Thema in der Schule: Die Lehrer*innen sprechen mit den Kindern darüber, wie wichtig Hygienemaßnahmen und eine saubere Umgebung für die körperliche und geistige Gesundheit sind. "Seit wir die neuen Toiletten haben, gibt es viel weniger Abwesenheiten. Die Kinder kommen gerne in die Schule", berichtet der Schuldirektor Sam Chea. "Außerdem erzählen sie auch ihren Eltern und Geschwistern, wie wichtig saubere Toiletten und Seife sind."

Welttoilettentag 2025: Saubere Schultoiletten in Kambodscha

Die Freundinnen Kim und Tin, beide sechs Jahre, waschen sich die Hände an der neuen Waschstation in ihrer Schule in Kambodscha. Seitdem die Kinder neue Toiletten und sauberes Waser haben, sind sie viel seltener krank und können sich besser auf den Unterricht konzentrieren.

© UNICEF/UNI630751/Rotzoll

Ein Öko-Dorf-Projekt in Madagaskar

Auch in der Region Androy im Süden Madagaskars war die Praxis der offenen Defäkation in der Bevölkerung lange weit verbreitet. Die Menschen in der Region, die durch ein extrem trockenes Klima gekennzeichnet ist, standen vor großen Herausforderungen in Bezug auf Hygiene und sanitäre Einrichtungen.

2021 startete UNICEF in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern ein Öko-Dorf-Projekt. Die lokale Gemeinschaft sollte dazu ermutigt werden, ihre Hygiene- und Sanitärsituation sowie ihre bisherigen Praktiken und deren Folgen zu analysieren. Durch die Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen offener Defäkation konnten die Dorfbewohner*innen für das Thema sensibilisiert werden. Kurze Zeit später wurden mit der Unterstützung von UNICEF 55 Latrinen gebaut.

  • Madagaskar: Fideline steht vor einer der 55 Latrinen in ihrem Dorf.

    Bild 1 von 2 | Fideline steht vor einer der 55 Latrinen, die mithilfe von UNICEF in ihrem Dorf errichtet wurden.

    © UNICEF Madagascar/2023/Ramandimbisoa
  • Madagaskar 2
    Bild 2 von 2 © UNICEF Madagascar/2023/Ramandimbisoa

Die gesamte Gemeinde verpflichtete sich, die offene Defäkation aufzugeben und Latrinen für jeden Haushalt zu bauen. Fideline, eine Mutter von fünf Kindern, erinnert sich: "Früher, wenn die Hitze unerträglich wurde, waren die Gerüche, die durch die menschlichen Abfälle im Dorf entstanden, kaum auszuhalten. Aber jetzt ist die Veränderung real und sichtbar. Sobald wir im Dorf ankommen, sehen wir, dass es sauber ist."

Eine umweltfreundliche Toilette aus Kenia

In Kenia haben junge Menschen ein Unternehmen gegründet, das nachhaltige und innovative Toiletten entwickelt, die zur Gesundheit beitragen und die Umweltbelastung verringern sollen.

Fliegenlarven helfen dabei, menschliche Abfälle zu zersetzen und Dung zu erzeugen, der in der Landwirtschaft weiterverwendet werden kann. Die Toiletten werden hauptsächlich aus recycelten Materialien hergestellt, wie zum Beispiel Plastikabfällen und Tetrapacks.

Die 22-jährige Marketingmanagerin von Saniwise Technologies, Chelsea Johannes, ist in einer informellen Siedlung aufgewachsen, in der es keine guten sanitären Einrichtungen gab. Viele Kinder litten immer wieder an Durchfallerkrankungen und verpassten die Schule. Durch diese Erfahrung kam sie auf die Idee, eine Öko-Toilette zu entwickeln.

Kenia: Chelsea erklärt, wie die Saniwise-Toilette funktioniert.

Chelsea von Saniwise Technologies erklärt Sandra Simbiri von UNICEF, wie die Saniwise-Toilette funktioniert.

© UNICEFKenya/2023/PaulKidero

UNICEF hat das Team von Saniwise mithilfe der Youth Agency Marketplace (Yoma) mit einer Startfinanzierung unterstützt und Schulungen angeboten. Bei Yoma handelt es sich um einen digitalen Markplatz, der jungen Menschen dabei hilft, sich auf die Arbeitswelt vorzubereiten und unter anderem mit potenziellen Arbeitsgebern in Kontakt zu treten.

Der 23-jährige Betriebsleiter von Saniwise, Steven Ochieng, nahm an einer Yoma-Schulung über digitales Marketing teil. Dadurch erwarb er wichtige Fähigkeiten, um das Unternehmen online zu fördern. "Bevor wir Yoma genutzt haben, waren wir in den sozialen Medien nicht sehr aktiv, was uns große Sorgen bereitet hat", erklärt er. „Nun wissen viele Menschen, was Saniwise ist und was wir tun."

Vier spannende Klo-Fakten zum Welttoilettentag

1.Wie viele Menschen haben Zugang zu Toiletten?

Für unsere Arbeit ist besonders wichtig, wie viele Menschen weiterhin keinen Zugang zu Toiletten und Sanitäranlagen haben – und das sind ziemlich viele! Weltweit haben 3,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicheren Toiletten. 354 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft noch immer im Freien verrichten. Zwei Milliarden Menschen haben zuhause keine Möglichkeit, sich die Hände mit Wasser und Seife zu waschen. Durch verschmutztes Wasser, sanitäre Einrichtungen und mangelnde Hygiene sterben jeden Tag etwa 1.000 Kinder unter fünf Jahren. Oft ist die Sanitärversorgung auch eine Frage des Wohnorts: 90 Prozent der Menschen, die offene Defäkation praktizieren, leben in ländlichen Gebieten. Viele der Menschen, die keine Toilette haben, leben in Armut. Dabei ergibt sich häufig ein Teufelskreis aus schlechten sanitären Verhältnissen, Krankheiten und Armut.

2. Wie viel Wasser wird durch die Klospülung verbraucht?

Pro Spülgang werden bei älteren Toiletten etwa neun bis 14 Liter Wasser verbraucht. Insgesamt macht die Toilettenspülung so etwa 30 Prozent des täglichen persönlichen Trinkwasserverbrauchs aus. Knapp die Hälfte des Wassers würde für einen hygienischen Spülvorgang genügen. Hier lässt sich also noch viel Wasser einsparen. Neue Spülkästen verbrauchen inzwischen bereits geringere Mengen an Wasser.

3. Wie wirkt sich der Zugang zu sanitären Einrichtungen auf Bildung aus?

Ein fehlender Zugang zu Toiletten und sanitären Anlagen kann negative Auswirkungen auf die Bildung von Kindern haben: Wenn Schulen kein sicheres Trinkwasser und keine Toiletten zur Verfügung stellen können, können Kinder nicht in einer gesunden Umgebung lernen. Da Kinder ohne angemessene sanitäre Einrichtungen und Hygienemaßnahmen anfälliger für Krankheiten sind, verpassen sie häufiger den Unterricht. An fast einem Viertel aller Schulen weltweit (22 Prozent) haben Schülerinnen und Schüler keine Waschmöglichkeiten und keine Toiletten. Eine saubere und würdevolle Lernumgebung? Fehlanzeige!

Viele Mädchen sind zudem gezwungen, während ihrer Periode zuhause zu bleiben, wenn es keine entsprechende Sanitärversorgung in den Schulen gibt. Auch an Hygieneprodukten wie etwa Binden fehlt es den Mädchen.

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Schüler*innen einer Schule in Timor-Leste veranstalten eine Informationsveranstaltung, um das Bewusstsein für richtige Menstruationshygiene und sanitäre Einrichtungen zu schärfen.

© UNICEF/UN0852505/Benevides

4. Wie hängen Klimawandel und saubere Toiletten zusammen?

Abwasserentsorgung und Klimawandel sind eng miteinander verbunden und so bedroht der Klimawandel ganz grundlegende Bereiche des Lebens. Durch Überschwemmungen, Dürren oder den Anstieg des Meeresspiegels können sanitäre Anlagen beschädigt werden. Wenn diese Systeme nicht mehr richtig funktionieren, können sich durch verunreinigtes Wasser Krankheiten wie Cholera verbreiten.

Gleichzeitig werden immer mehr Menschen durch Naturkatastrophen, die durch den Klimawandel verstärkt werden, aus ihrer Heimat vertrieben. Auf der Flucht, wenn Kinder und ihre Familien in Zelten und anderen behelfsmäßigen Unterkünften leben, sind Toiletten und Waschmöglichkeiten besondere Mangelware. Die Prognosen sind düster: Bis 2050 könnten 1,6 Milliarden Menschen in Gebieten leben, die von Überflutungen betroffen sind. Etwa 3,2 Milliarden werden in Regionen leben, wo Wasser extrem knapp ist.

Eine klimaresistente Toilette im Südsudan

Der Südsudan wurde in den letzten drei Jahren von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Wasser-und Sanitärinfrastruktur wurden überflutet und beschädigt. UNICEF hat klimaresistente Sanitäranlagen, wie diese hochwassersichere Toilette, errichtet.

© UNICEF South Sudan/Isaac Maliamungu

UNICEF baut klimaresistente Sanitäranlagen, die Klimaschäden standhalten und selbst nicht zum Klimawandel beitragen. Beispielsweise wird für klimaresistente Toiletten ein bestimmtes Holz verwendet, das hohe Luftfeuchtigkeit verträgt. Um Überschwemmungen standzuhalten, werden Latrinen über der Höhe des durchschnittlichen Hochwassers gebaut. Die Dächer klimaresistenter Latrinen werden zum Sammeln von Regenwasser verwendet, das für trockenere Jahreszeiten gespeichert wird.

Wir sind auf dem richtigen Weg!

Auch wenn es noch ein weiter Weg ist, bis alle Menschen Zugang zu einer angemessenen und gerechten Sanitärversorgung erhalten, gibt es positive Entwicklungen, die wir am Ende dieses Blogs betonen möchten: Mehr als 900 Millionen Menschen haben im Vergleich zu 2015 Zugang zu sicheren Sanitärdiensten. Und fast 300 Millionen mehr Menschen müssen ihr Geschäft inzwischen nicht mehr im Freien verrichten – jedes Jahr sind es Hunderttausende weniger! UNICEF wird sich auch in Zukunft für dieses wichtige Thema einsetzen und so lange den Welttoilettentag feiern, bis jedes Kind sauberes Wasser und Zugang zu einer Toilette hat.

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Autor*in Stefanie Hack

Stefanie Hack arbeitet als Redakteurin mit dem Fokus Nothilfe. Im Blog schreibt sie über die weltweite Arbeit von UNICEF und entwicklungspolitische Themen.