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Afghanistan: Jedes zweite Kind laut UNICEF und WFP von akuter Mangelernährung bedroht

14 Million Menschen haben nicht genug zu essen

Köln / Kabul

Zum Abschluss ihres zweitägigen Besuchs in Herat warnten Hervé Ludovic De Lys, UNICEF-Leiter in Afghanistan und Mary-Ellen McGroarty, Leiterin des Welternährungsprogramms (WFP) vor gravierender Nahrungsunsicherheit und Mangelernährung in Afghanistan.

Afghanistan Kinder: Porträt eines Jungen in einem therapeutischen Ernährungszentrum in Herat

In dem von UNICEF unterstützten Zentrum für therapeutische Ernährung in Herat erhält der 15 Monate alte Javid therapeutische Nahrung und medizinische Versorgung.

© UNICEF/UN0530471/Bidel

Zahlreiche Kinder und Familien haben keinen verlässlichen Zugang zu Wasser, Nahrungsmitteln und grundlegenden Gesundheits- und Ernährungsdiensten. Sie tragen die Hauptlast des jahrelangen Konflikts und der aktuellen Wirtschaftskrise.

Aktuell sind mehr als 14 Millionen Menschen in Afghanistan von akuter Nahrungsunsicherheit betroffen. Schätzungsweise 3,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren drohen bis Ende des Jahres an akuter Mangelernährung zu leiden. Mindestens eine Million der Kinder laufen Gefahr, an schwerer akuter Mangelernährung zu sterben, wenn ihnen nicht schnell geholfen wird.

Während ihres Besuchs trafen De Lys und McGroarty eine Frau, deren eineinhalbjährige Tochter im Regionalkrankenhaus wegen schwerer Mangelernährung behandelt wird. Jahan Bibi brachte ihre Tochter in die Klinik, weil sie sie nicht mehr stillen konnte. “Wir haben nicht genug zu essen. Wir verkaufen alles, um Lebensmittel zu bezahlen, aber ich esse kaum etwas. Ich bin schwach und kann meine Tochter nicht stillen," sagte sie.

Kinder und ihre Familien in Afghanistan brauchen dringend Hilfe

Angesichts des nahenden Winters handelt es nun um einen Wettlauf gegen die Zeit. Familien, die keinen Zugang zu sicherem Wasser sowie Gesundheits- und Ernährungsdiensten haben, brauchen dringend Hilfe.

"Während immer mehr Familien darum kämpfen, Essen auf den Tisch zu bringen, verschlechtert sich der Ernährungszustand von Müttern und ihren Kindern von Tag zu Tag", sagte Hervé Ludovic De Lys. "Kinder werden immer kränker und ihre Familien sind immer weniger in der Lage, ihnen die notwendige lebensrettende Behandlung zukommen zu lassen. Masernausbrüche und akute Durchfallerkrankungen breiten sich rasant aus und drohen die Situation weiter verschlimmern."

WFP-Erhebungen zufolge stehen 95 Prozent der Haushalte in Afghanistan nicht genügend Lebensmittel zur Verfügung. Erwachsene essen weniger und lassen Mahlzeiten aus, damit ihre Kinder mehr essen können.

"Familien müssen verzweifelte Entscheidungen treffen – das besorgt uns sehr,“ sagte Mary-Ellen McGroarty. "Wenn wir jetzt nicht handeln, werden noch mehr Kinder an schwerer Mangelernährung leiden. Die internationale Gemeinschaft muss die vor Wochen zugesagten Mittel freigeben, sonst werden die Auswirkungen irreversibel sein."

McGroarty und De Lys besuchten auch ein Verteilungszentrum für Nahrungsmittel in Herat. Dort trafen sie Familien, die angesichts der Dürre und des Mangels an Arbeitsplätzen um ihr Überleben kämpfen. Sie besuchten zudem ein Lager für Binnenvertriebene, in dem mobile Gesundheits- und Ernährungsteams mit Unterstützung von UNICEF und WFP lebensrettende Hilfe leisten. 168 mobile Gesundheits- und Ernährungsteams sind in schwer zugänglichen Gebieten im Einsatz. Weitere 100 Teams sollen hinzukommen.

Seit Anfang 2021 hat das Welternährungsprogramm 8,7 Millionen Menschen mit lebensrettenden Nahrungsmitteln und Ernährungshilfen erreicht. Dazu gehört die Behandlung und Vorbeugung von Mangelernährung für fast 400.000 schwangere und stillende Frauen und 790.000 Kinder unter fünf Jahren. Allein im September wurden fast vier Millionen Menschen erreicht.

Mit Unterstützung von UNICEF wurden seit Beginn des Jahres mehr als 210.000 Kinder behandelt, die an schwerer akuter Mangelernährung litten. In den vergangenen acht Wochen hat UNICEF therapeutische Nahrungsmittel für mehr als 42.000 Kinder und Spezialmilch für 5.200 Kinder bereitgestellt.

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Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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