Statement

"Wir dürfen die Kinder in Afghanistan nicht im Stich lassen"

Statement von George Laryea-Adjei, UNICEF-Regionaldirektor für Südasien, nach seiner Rückkehr aus Kabul

Kathmandu/Köln

“In den vergangenen Wochen haben Kinder, die am wenigsten für die Krise in Afghanistan verantwortlich sind, den höchsten Preis für die Verschärfung des Konflikts und der Unsicherheit gezahlt. Sie wurden nicht nur aus ihren Häusern vertrieben und von ihren Schulen und Freunden abgeschnitten, sondern auch einer grundlegenden medizinischen Versorgung beraubt, die sie vor Krankheiten wie Polio und Tetanus schützt.

Ein Kind schaut im Indira Gandhi Kinderkrankenhaus hinter einer Wand hervor.

UNICEF-Teams sind in Afghanistan vor Ort, um Kinder und ihre Familien zu unterstützen - wie hier im Indira Gandhi Kinderkrankenhaus.

© UNICEF/UN0506223/Fazel

Angesichts der Sicherheitskrise, der in die Höhe schießenden Lebensmittelpreise, der schweren Dürre, der Ausbreitung von Covid-19 und des bevorstehenden schweren Winters sind die Kinder heute mehr als je in Gefahr.

Wenn wir nicht handeln, wird nach UNICEF-Prognosen eine Million Kinder unter fünf Jahren in Afghanistan an lebensbedrohlicher schwerer akuter Mangelernährung leiden. Mehr als 4 Millionen Kinder, darunter 2,2 Millionen Mädchen, gehen bereits jetzt nicht zur Schule. Rund 300.000 Kinder mussten plötzlich ihr Zuhause verlassen, einige noch im Schlafanzug, andere, während sie gerade über ihren Schulbüchern saßen. Zu viele von ihnen haben Dinge erlebt und mit angesehen, die kein Kind je erleben sollte. Kinder und Jugendliche haben Angst und benötigen dringend psychologische Unterstützung.

Uns ist bekannt, dass einige Partner erwägen, ihre Hilfe für Afghanistan zu kürzen. Das ist sehr besorgniserregend und wirft wichtige Fragen auf:

Werden wir genug Mittel haben, um die Gesundheitszentren am Laufen zu halten und sicherzustellen, dass schwangere Frauen entbinden können, ohne ihr Leben zu riskieren?

Werden wir genug Mittel haben, um die Schulen offen zu halten und zu gewährleisten, dass Mädchen und Jungen ihre Kindheit an sicheren Orten verbringen können, wo sie gefördert werden?

Werden wir über genügend Mittel verfügen, um das Leben von hunderttausenden schwer mangelernährten Kindern zu retten?

UNICEF ist seit 65 Jahren in Afghanistan und ist in allen Regionen des Landes vor Ort. Wir sind in Kontakt mit Ansprechpartnern, damit wir unsere Hilfe in allen Regionen ausbauen können. Wir unterstützen bereits mobile Gesundheits- und Ernährungsteams in Lagern für Binnenvertriebene, richten kinderfreundliche Orte, Ernährungszentren und Impfstellen ein, stellen zusätzliche lebensrettende Hilfsgüter bereit und unterstützen Tausende von Schülerinnen und Schülern in Schulklassen in ihren Dörfern.

Doch benötigen wir mehr Mittel. Junge Menschen und Kinder brauchen dringend Zugang zu grundlegendsten Dienstleistungen - das wissen wir von ihnen selbst. Die humanitäre Gemeinschaft kann ihnen mit ausreichender Unterstützung helfen. UNICEF benötigt 192 Millionen US-Dollar für die Nothilfe in Afghanistan und wir rufen die Regierungen dringend auf, ihre Unterstützung für die bedürftigen Familien und Kinder angesichts der sich zuspitzenden humanitären Krise zu verstärken.

Die Not der Kinder in Afghanistan war noch nie so groß wie heute. Wir dürfen sie jetzt nicht im Stich lassen.“

Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

030-275807919presse@unicef.de