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Verheerende Überschwemmungen bedrohen mehr als 27 Millionen Kinder

Die Zahl der von den Überschwemmungen im Tschad, in Gambia, Pakistan und im Nordosten Bangladeschs betroffenen Kinder ist die höchste seit über 30 Jahren.

Zu Beginn der UN-Klimakonferenz (COP27) in Ägypten warnt UNICEF vor den Folgen verheerender Überschwemmungen für Kinder. In diesem Jahr sind bereits mindestens 27,7 Millionen Kinder* in 27 Ländern hiervon betroffen. Die meisten von ihnen gehören zu den ohnehin am stärksten gefährdeten Kindern. Sie sind einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt. Dazu gehören der Tod durch Ertrinken, der Ausbruch von Krankheiten, der Mangel an sauberem Trinkwasser, Mangelernährung, die Unterbrechung ihrer Schulbildung sowie Gewalt.

Südsudan: Der 13-jährige Mathiei Makuol sammelt schmutziges Flutwasser.
© UNICEF/UN0594308/Naftalin

„Weltweit erleben wir in diesem Jahr Überschwemmungen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß und damit eine explosionsartige Zunahme der Gefahren für Kinder", sagte Paloma Escudero, Leiterin der UNICEF-Delegation bei der COP27. „Die Klimakrise ist da. Vielerorts sind die Überschwemmungen so schlimm wie seit einer oder mehreren Generationen nicht mehr. Unsere Kinder leiden schon jetzt in einem Maß, das ihre Eltern nie erlebt haben.“

Die Nachwirkungen von Überschwemmungen sind für Kinder oft tödlicher als die extremen Wetterereignisse selbst, die dazu geführt haben. Im Jahr 2022 haben diese zur verstärkten Ausbreitung von Mangelernährung, Malaria, Cholera und Durchfallerkrankungen beigetragen – den Haupttodesursachen bei Kindern:

  • In Pakistan leidet mehr als jedes neunte Kind unter fünf Jahren, das in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten in Sindh und Belutschistan in Gesundheitseinrichtungen eingeliefert wurde, an schwerer akuter Mangelernährung.
  • Im Tschad wurden 465.030 Hektar Ackerland zerstört, wodurch sich die ohnehin schon schwierige Ernährungssituation noch verschlimmert.
  • In Malawi verursachten sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen durch den Tropensturm Ana im Januar 2022 beträchtliche Schäden an den Wasser- und Abwassersystemen, wodurch es zu einem Ausbruch von Cholera kam. 203 Menschen starben dadurch, darunter 28 Kinder. Bis heute haben sich 1.631 Kinder mit Cholera infiziert.
  • Zusammen mit anderen klimabedingten Schocks und dem andauernden Konflikt haben die Überschwemmungen im Südsudan zu noch mehr Ernährungsunsicherheit geführt. Die Vereinten Nationen warnen davor, dass einige Gemeinden von Hunger bedroht sind, wenn die humanitäre Hilfe nicht fortgesetzt wird und die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel nicht ausgeweitet werden.

Überschwemmungen bedrohen nicht nur das Leben von Millionen von Kindern, sondern führen auch zu Unterbrechungen der Grundversorgung und zur Vertreibung unzähliger Familien:

  • Bei den jüngsten Überschwemmungen in Pakistan wurden fast 27.000 Schulgebäude beschädigt oder zerstört, so dass zwei Millionen Kinder dem Unterricht fernbleiben mussten.
  • Im Südsudan waren 95 von UNICEF unterstützte Ernährungszentren von den Überschwemmungen betroffen, wodurch die lebensrettende und präventive Versorgung von 92.000 Kindern mit Mangelernährung behindert wurde.
  • In Nigeria mussten in den letzten Monaten schätzungsweise 840.000 Kinder wegen Überschwemmungen ihre Dörfer verlassen.
  • Schwere Regenfälle und Überschwemmungen im Jemen verursachten umfangreiche Schäden an Notunterkünften für Vertriebene, von denen über 70.000 Haushalte betroffen waren. 24.000 Haushalte wurden vertrieben.

„Die COP27 bietet die Gelegenheit, einen ernstzunehmenden Fahrplan mit klaren Meilensteinen für die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und Lösungen für klimabedingte Verluste und Schäden aufzustellen“, sagte Paloma Escudero. „Junge Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten der Erde ertrinken in der Untätigkeit zum Schutz des Klimas. Genug ist genug. Es stehen Leben auf dem Spiel – die Kinder brauchen jetzt entschlossenes Handeln.“

Hintergrund

* Für diese Analyse wurden offizielle Daten von staatlichen Nothilfeorganisationen oder dem Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) verwendet. In einigen Ländern waren Daten für von Überschwemmungen betroffene Kinder verfügbar. In Ländern ohne detaillierte Daten wurde die Zahl der von Überschwemmungen betroffenen Kinder auf der Basis des Anteils der Kinder an der nationalen Bevölkerung geschätzt.

Service für die Redaktionen

Die UN-Klimakonferenz (COP27) findet vom 6. bis 18. November 2022 in Ägypten statt. Bei der Konferenz der Vereinten Nationen kommen Regierungen und Entscheidungsträger*innen aus der ganzen Welt zusammen, um wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu beschließen.

UNICEF nimmt mit einer Delegation an der COP27 teil und macht auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Rechte, das Leben und die Zukunft von Kindern aufmerksam und unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, eine aktive Rolle in den Debatten einzunehmen.

» Die Forderungen von UNICEF zur COP27 finden Sie hier.

» Aktuelles Bildmaterial steht Ihnen auf dieser Seite zur Verfügung.

Jenifer Stolz (UNICEF/UNI286732/Chiolo)

Jenifer StolzReferentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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