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UNICEF warnt vor Zuspitzung der Lage in Gaza: „Fast 3.000 mangelernährte Kinder laufen Gefahr, vor den Augen ihrer Familien zu sterben”

Wegen Offensive auf Rafah können Kinder nicht mehr behandelt werden / Vertreibung, Angriffe auf das Gesundheitswesen und der eingeschränkte Zugang zu humanitärer Hilfe verschlimmern die ohnehin schon verzweifelte Ernährungssituation der Kinder im Gazastreifen

Gerne vermitteln wir Interviews mit UNICEF-Sprecher James Elder aus Gaza

Amman/Köln

Rund 3.000 moderat und schwer akut mangelernährte Kinder im südlichen Gazastreifen können nicht behandelt werden. Dies bringt sie in Lebensgefahr, während gleichzeitig erschütternde Gewalt und Vertreibung den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und grundlegenden Diensten für Familien in Not weiter beeinträchtigen.

Hunger und Mangelernährung in Gaza

Die vierjährige Amal wird in Rafah auf Mangelernährung untersucht.

© UNICEF/UNI519950/El Baba

Die Zahl beruht auf Berichten von UNICEF-Partnern und entspricht mehr als drei Viertel der schätzungsweise 3.800 Kinder, die vor der Eskalation des Konflikts in Rafah im Süden lebensrettende Hilfe erhielten.

Gleichzeitig drohen noch mehr Kinder an Mangelernährung zu erkranken. Während sich im Norden Gazas die Versorgung mit Nahrungsmitteln leicht verbessert hat, hat sich der Zugang für humanitäre Hilfe im Süden drastisch verschlechtert. Jüngste Erhebungen in den mittleren und südlichen Gebieten des Gazastreifens deuten darauf hin, dass seit der zweiten Maiwoche zunehmend mehr Kinder an moderater und schwerer Mangelernährung leiden. Seitdem wurden Hilfslieferungen und der Zugang für humanitäre Hilfe aufgrund der militärischen Offensive in Rafah erheblich eingeschränkt.

„Immer wieder tauchen schreckliche Bilder von Kindern aus dem Gazastreifen auf, die vor den Augen ihrer Familien sterben, weil es nach wie vor an Nahrungsmitteln und Spezialnahrung fehlt und weil die Gesundheitsversorgung zusammengebrochen ist“, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. „Wenn die Behandlung dieser 3.000 Kinder nicht schnell wieder aufgenommen wird, besteht die unmittelbare, große Gefahr, dass sie schwer erkranken, sich lebensbedrohliche Komplikationen einstellen und sie sich in die wachsende Liste der Jungen und Mädchen einreihen, die durch diese sinnlose, von Erwachsenen verursachte Krise getötet wurden.“

Die Gefahr steigender Zahlen mangelernährter Kinder besteht, während gleichzeitig die Behandlungsmöglichkeiten für Mangelernährung zusammenbrechen. Derzeit sind nur zwei der drei stationären Behandlungszentren für schwer mangelernährte Kinder im Gazastreifen in Betrieb. In der Zwischenzeit haben sich die Pläne für die Eröffnung neuer Zentren aufgrund der laufenden Militäroperationen im gesamten Gazastreifen verzögert.

Die Behandlung eines akut mangelernährten Kindes dauert in der Regel sechs bis acht Wochen ohne Unterbrechung und erfordert spezielle therapeutische Nahrung, sauberes Wasser und medizinische Hilfe.

Mangelernährte Kinder sind einem erhöhten Risiko von Krankheiten ausgesetzt, da sie nur begrenzten Zugang zu sauberem Wasser haben, die Abwasserkanäle überlaufen, die Infrastruktur beschädigt ist und es an Hygieneartikeln mangelt. Die Wasserproduktion im Gazastreifen beträgt heute weniger als ein Viertel im Vergleich zu vor dem Ausbruch der Gewalt im Oktober 2023.

„Unsere Warnungen über die zunehmende Zahl von Todesfällen bei Kindern aufgrund einer vermeidbaren Kombination aus Mangelernährung, Dehydrierung und Krankheiten hätten sofortige Maßnahmen zur Rettung von Kinderleben auslösen müssen, doch die Not hält an“, sagte Khodr. „Aufgrund zerstörter Krankenhäuser, der unterbrochenen Behandlungen und knappen Vorräten gehen wir von weiter steigender Not und Todesfällen aus.“

Seit Oktober 2023 hat UNICEF Zehntausende von Frauen und Kindern mit Präventions- und therapeutischen Maßnahmen gegen Mangelernährung erreicht, einschließlich der Lieferung von gebrauchsfertiger Spezialnahrung, gebrauchsfertiger Säuglingsnahrung und energiereichen Keksen sowie Mikronährstoffzusätzen für schwangere Frauen, die Eisen und andere wichtige Nährstoffe enthalten.

„Weitere Hilfslieferungen stehen bereit, sobald der humanitäre Zugang möglich ist“, sagte Khodr. „UN-Hilfsorganisation benötigen Zusicherungen, dass Hilfsgüter sicher und ohne Unterbrechungen geliefert und an Kinder und ihre Familien verteilt werden können. Wir brauchen bessere humanitäre Voraussetzungen vor Ort, mehr Sicherheit und weniger Einschränkungen. Letztlich brauchen die Kinder am dringendsten einen Waffenstillstand."

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Christine Kahmann

Christine KahmannSprecherin - Nothilfe

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