Kinder, nicht Soldaten!
UNICEF zum Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten
Instabilität, bewaffnete Konflikte und chronische Gewalt führen dazu, dass trotz weltweitem Verbot jedes Jahr zehntausende Kinder rekrutiert und zum Kämpfen gezwungen werden. In Syrien und Irak werben beispielsweise mehrere Gruppen, unter ihnen der sogenannte „Islamische Staat“, gezielt Minderjährige an und bilden sie zu Kämpfern aus – manche von ihnen sind erst acht Jahre alt.
In den Bürgerkriegen in Südsudan und der Zentralafrikanischen Republik waren im vergangenen Jahr schätzungsweise 22.000 Kinder und Jugendliche im Einsatz. UNICEF ruft anlässlich des „Red Hand Days“ dazu auf, den Missbrauch von Kindern als Soldaten zu stoppen und als Kriegsverbrechen konsequent zu verfolgen. Milizen und Armeen müssen alle Minderjährigen demobilisieren. Dies ist auch in komplexen Konfliktsituationen möglich: In Südsudan werden derzeit mit Hilfe von UNICEF 3.000 Kindersoldaten aus den Rängen einer Miliz befreit.
„Zurzeit sind so viele Kinder von bewaffneten Konflikten betroffen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr“, erklärte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland.
„Tausende Kinder zum Beispiel in Syrien, Nigeria und Südsudan werden zur Zielscheibe – und auch zu Tätern gemacht. Kinder als Soldaten zu missbrauchen ist ein Kriegsverbrechen. Diese müssen systematisch dokumentiert und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.“
Laut aktuellem Bericht des UN-Sicherheitsrats wurden 2013 Kinder und Jugendliche in 15 Ländern als Soldaten missbraucht und waren anderen schweren Formen der Gewalt ausgesetzt: in Afghanistan, Irak, Jemen, der Demokratischen Republik Kongo, Kolumbien, Mali, Myanmar, Nigeria, Philippinen, Somalia, Sudan, Südsudan, Syrien, der Zentralafrikanischen Republik sowie grenzübergreifend in der Zentralafrikanischen Region. Auch aus Indien, Pakistan und Thailand wird über den Einsatz von Kindersoldaten berichtet. Die Vereinten Nationen werfen sieben staatlichen Armeen oder Regierungstruppen und 51 bewaffneten Gruppen vor, weiterhin Minderjährige zu rekrutieren.
Kinder und Jugendliche sind leichter zu manipulieren und für bewaffnete Gruppen oft preiswerter als Erwachsene. Auch die weltweite Flut von buchstäblich „kinderleicht“ zu bedienenden Kleinwaffen trägt dazu bei, dass bewaffnete Gruppen Minderjährige einsetzen. Häufig entführen Milizen gewaltsam Mädchen und Jungen und zwingen sie, als Kämpfer oder Selbstmordattentäter, aber auch als Boten, Köche, Sanitäter oder Sexsklaven für sie zu arbeiten. Auch Rachegefühle sowie Armut und Arbeitslosigkeit können Kinder dazu bringen, sich solchen Gruppen anzuschließen. Nach ihrem Einsatz in Konfliktsituationen sind die Mädchen und Jungen häufig traumatisiert, sie leiden an Alpträumen und psychischen Störungen. Ehemalige Kindersoldaten in die Gesellschaft zu reintegrieren und ihnen Perspektiven für die Zukunft zu geben ist ein langwieriger Prozess.
Kampagne #CHILDRENnotSoldiers
Zusammen mit der UN-Sonderbeauftragten für Kinder in bewaffneten Konflikten hat UNICEF im März 2014 die Kampagne „Children not Soldiers“ gestartet. Das Ziel: Bis 2016 sollen die sieben Regierungen, deren Truppen bisher noch Minderjährige rekrutieren oder einsetzen (Afghanistan, Jemen, DR Kongo, Myanmar, Somalia, Sudan, Südsudan) in Zusammenarbeit mit den UN diese Praxis beenden. Darüber hinaus soll die Kampagne eine breite Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam machen und auf das Recht aller Kinder, in erster Linie Kinder zu sein.
Mit Unterstützung von UNICEF konnten seit 1998 mehr als 100.000 Kinder und Jugendliche demobilisiert werden – 2014 gab es Erfolge zum Beispiel in Südsudan, Myanmar und der Zentralafrikanischen Republik. Neben medizinischer und psychologischer Hilfe sind Schul- und Ausbildungsprogramme für ehemalige Kindersoldaten besonders wichtig. Ihre Familien und Dörfer müssen darauf vorbereitet werden, sie wieder aufzunehmen. UNICEF unterstützt zum Beispiel Programme für ehemalige Kindersoldaten in Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik.
UNICEF Deutschland ist Mitglied im Deutschen Bündnis Kindersoldaten, das sich unter anderem für das vollständige Verbot der Rekrutierung Minderjähriger einsetzt. Bisher ist der freiwillige Militärdienst von Jugendlichen über 15 Jahren erlaubt, wenn sie nicht an Kampfhandlungen teilnehmen. Auch die deutsche Bundeswehr nimmt bis heute 17-jährige Freiwillige auf.
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